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Fotos: Steve Eastwood, Shutterstock
26.06.2019
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Vegetarisches Luxemburg

Redaktion - Christopher Arimont 

„Ich brauche mein Stück Fleisch pro Tag“ oder „Nee, dass ess‘ ich nicht, ist mir zu gesund“, zwei Aussagen, die ich regelmäßig gehört habe. Früher mehr, heute weniger. Der Grund für diese Entwicklung ist wohl, dass sich mehr und mehr Leute öfter für rein pflanzliche Mahlzeiten interessieren.




Wissenschaftler sagen es bereits seit vielen Jahren: Wir sollten weniger Fleisch essen. Unser aller Gesundheit zuliebe. Und der des Planeten. Allein die Fleisch- und Milchindustrie gehören zu den größten Produzenten von Treibhausgasen weltweit. Massentierhaltung ist eine Sache, die viele Menschen zwar ganz schrecklich finden, die wenigsten aber konkret interessiert, wenn es um den eigenen Teller geht. Da helfen auch die süßesten Tierbilder im Internet nicht. Oder die grausamsten Schlachtbilder.

Eine Reaktion, die ebenfalls öfter vorkommt ist: „Ja, aber was isst du denn, wenn kein Fleisch dabei ist?“ „Es gibt hunderte Alternativen“, sagt Arlette Hinterscheid dazu. „Man muss sie nur kennen und richtig zubereiten.“ Arlette eröffnete 2001 das Restaurant „Gourmandises Permises“ (GP) in Luxemburg-Eich, das damals erste rein bio-vegetarische Restaurant im Großherzogtum. Die Zahl hat sich in 18 Jahren selbstverständlich vergrößert. Auch wenn manche das ganze eher misstrauisch beäugelten, fielen die Resonanzen des Publikums doch erstaunlich positiv aus. „Es gab damals schon recht viele Vegetarier hierzulande. Die hatten natürlich großes Interesse, weil die Auswahl damals so gut wie inexistent war.“ Offiziell durfte sich GP anfänglich jedoch nicht Restaurant nennen, aus administrativen Gründen. Erst nach fünf Jahren.



Denn ein Restaurant benötigt einen ausgebildeten Koch. „Die Ausbildung in der rein vegetarischen Sparte gab es damals jedoch auch nicht. Deshalb habe ich zuerst eine Ausbildung als Cafetier gemacht und einen Teesalon mit Tagesgericht eröffnet.“ Die Lizenz zur Zubereitung und dem Verkauf von Essen schrieb damals vor, dass ein Gericht zumindest ein Ei enthalten musste. Takeout war ebenfalls möglich. „Also haben wir Nudelgerichte, Quiches und Salate zum Mitnehmen angeboten“, erzählt Arlette. GP stellte während seines ganzen Bestehens immer die Produkte zum Einzelverkauf aus, die in den Gerichten verarbeitet wurden. Es war also gleichzeitig ein Lebensmittelgeschäft. „So konnten die Kunden in ihren Mahlzeiten neue Produkte entdecken und diese gleich mit nach Hause nehmen. Die Grundidee dahinter war, zu zeigen, dass vegetarisches Essen nicht nur aus Salat besteht“, lacht sie.



Mit der Zeit hat sich die Einstellung der Menschen geändert. Die vorangehende Vernetzung hat ohne Zweifel dazu beigetragen. „Die Allgemeinheit hat viel weniger Vorbehalte, auch durch gute Erfahrungen. Es ist heute zum Beispiel ganz normal, in einem Restaurant oder einer Kantine vegetarische Menüs zu finden. Außerdem steigert das Angebot die Nachfrage. Sehr viele merken halt, dass es sich nicht um eine reine Modeerscheinung handelt, sondern konkrete Gründe dahinterstecken, die eigenen Essgewohnheiten zu ändern.“ Immer stecken ökologische, ethische oder gesundheitliche Motivationen dahinter. Manchmal auch alle drei. Der Gesundheitspunkt kam aber erst gegen 2010 verstärkt auf. Für Arlette ist diese Entwicklung eine sehr positive. „Es ist ein guter Schritt nach vorne für eine bessere Umwelt.“ Auch von ministerieller Seite kommt Unterstützung. Zum Beispiel werden regionale Produkte weiter gefördert. „Je simpler, umso besser. Die vorher verpönte Omaküche hält wieder Einzug“, lacht Arlette erneut. Ihr zufolge wird dies aber nicht zu einem Massenvegetarismus führen. Nur ein verändertes Bewusstsein, was Nahrung, Umwelt und Leben im Allgemeinen angeht. „Viele reden immer von der Umwelt und wie man sie retten könnte. Fast niemand redet dabei aber vom eigenen Teller. Das ist ein sehr persönliches Thema, an das sich noch nicht jeder rantraut.“



In Gesprächen mit Freunden und Kollegen ist mir über die Jahre aufgefallen, dass die Mehrzahl ein „weniger“ bei Dingen, die sie mögen, so gut wie immer als Verbot oder sogar Bestrafung sehen. Und als Verschlechterung ihrer Lebensqualität sowieso. „Gleich darf man ja gar nix mehr“, heißt es dann immer. Dabei muss es aber kein Verzicht sein. Eine simple Weiterentwicklung reicht schon. Nicht nur beim Essen.